Das Ende der Third-Party Cookies

22.11.2025
Third-Party Cookies verschwinden, Googles Privacy Sandbox ist gescheitert, und jetzt stehen viele Unternehmen vor der Frage: Wie messe ich überhaupt noch verlässlich? Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen, die nicht nur DSGVO-konform sind, sondern auch bessere Daten liefern. Wer jetzt umdenkt, gewinnt.
Quelle: bchic.de

Third-Party Cookies sind Geschichte, aber was kommt danach?

Browser blockieren Third-Party Cookies. Die Privacy Sandbox von Google ist gescheitert. Für Unternehmen, die auf präzise Analytics angewiesen sind, bricht gerade eine zentrale Säule weg, und viele wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.

Warum Third-Party Cookies überhaupt verschwinden

Third-Party Cookies waren jahrelang das unsichtbare Fundament digitaler Werbung. Sie haben es ermöglicht, Nutzer über verschiedene Websites hinweg zu verfolgen, Kampagnen zu optimieren und Conversions zuzuordnen. Das Problem war nie die Technologie selbst, sondern wie sie eingesetzt wurde. Werbenetzwerke haben detaillierte Profile erstellt, ohne dass Nutzer wirklich verstanden haben, was im Hintergrund passiert.

Apple hat 2017 mit Intelligent Tracking Prevention (ITP) in Safari angefangen, Third-Party Cookies systematisch zu blockieren. Mozilla ist mit Firefox gefolgt. Google Chrome, der mit über 60% Marktanteil dominante Browser in Deutschland, hat angekündigt, Third-Party Cookies schrittweise abzuschaffen, auch wenn sich der Zeitplan immer wieder verschiebt. Die Richtung ist klar: Das alte Tracking-Modell funktioniert nicht mehr.

Was bleibt, sind Unternehmen, die plötzlich feststellen, dass ihre Analytics-Daten unvollständig sind, ihre Retargeting-Kampagnen ins Leere laufen und ihre Attribution Modelle nicht mehr greifen. Die Frage ist nicht, ob man sich anpassen muss, sondern wie.

Die Privacy Sandbox ist gescheitert

Google hat mit der Privacy Sandbox versucht, einen Mittelweg zu finden: weniger Tracking, aber weiterhin Werbeerfolgsmessung. Die Idee klang vernünftig auf dem Papier. APIs wie Topics, Attribution Reporting und Protected Audience sollten aggregierte Daten liefern, ohne einzelne Nutzer über Websites hinweg zu verfolgen. Der Browser würde entscheiden, welche Informationen geteilt werden, nicht die Werbenetzwerke.

Nach fünf Jahren Entwicklung, unzähligen Tests und intensiven Debatten ist das Projekt gescheitert. Im Oktober 2025 hat Google die Privacy Sandbox offiziell eingestellt und zehn APIs zurückgezogen, darunter genau die, die das Herzstück der Initiative bildeten. Nur wenige technische Bausteine bleiben übrig: CHIPS für isolierte Cookies, FedCM für Privacy-freundliche Logins und Private State Tokens gegen Bot-Traffic.

Was ist schiefgelaufen? Die APIs waren komplex und schwer zu implementieren. Advertisers und Publisher waren skeptisch, weil die Daten zu grob aggregiert waren. Regulatoren in Europa hatten wettbewerbsrechtliche Bedenken. Und Google selbst hat im Jahr zuvor bereits angekündigt, Third-Party Cookies in Chrome doch nicht zu blockieren, was der Privacy Sandbox den Boden unter den Füßen wegzog.

Die wichtigste Erkenntnis: Es gibt keine magische technische Lösung von den großen Plattformen, die das Tracking-Problem für alle löst. Wer darauf gewartet hat, dass Google, Apple oder Mozilla das regeln, muss jetzt selbst handeln.

First-Party Daten und warum Server-Side Tracking der richtige Weg ist

Während Third-Party Cookies verschwinden, bleiben First-Party Cookies funktionsfähig. Alle großen Browser erlauben sie weiterhin, weil Websites sie für grundlegende Funktionen wie Sessions, Logins und Einstellungen brauchen. Chrome, Firefox und Safari behandeln sie anders als Third-Party Cookies. Für Analytics bedeutet das: Wer Daten direkt auf der eigenen Domain sammelt, ist von den Browser-Restriktionen deutlich weniger betroffen.

Aber auch hier gibt es Unterschiede in der Umsetzung. Klassisches Client-Side Tracking, bei dem ein JavaScript im Browser läuft und Daten direkt an einen Analytics-Dienst sendet, hat Schwachstellen. Safari limitiert die Lebensdauer von First-Party Cookies auf sieben Tage, wenn sie über JavaScript gesetzt werden. Adblocker blockieren bekannte Analytics-Skripte. Das Ergebnis sind Datenlücken, die sich über Zeit aufaddieren.

Server-Side Tracking geht anders vor: Die Daten werden zuerst auf dem eigenen Server verarbeitet, bevor sie an das Analytics-System weitergeleitet werden. Die Cookies werden dabei serverseitig gesetzt und sind nicht von den ITP-Beschränkungen betroffen. Die Requests kommen von der eigenen Domain, nicht von externen Tracking-Servern, was sie weniger anfällig für Adblocker macht. Vor allem aber hast Du vollständige Kontrolle darüber, welche Daten wo hingehen. Das ist ein entscheidender Punkt für DSGVO-Konformität.

Ein praktisches Beispiel: Wenn ein Nutzer auf Deiner Website einkauft, wird der Event zuerst an Deinen Server geschickt. Dort kannst Du entscheiden, ob und in welcher Form diese Information an Dein Analytics-Tool weitergegeben wird. Du kannst IP-Adressen anonymisieren, persönliche Daten filtern oder zusätzliche Kontext-Informationen aus Deiner Datenbank hinzufügen. Das klassische Client-Side Tracking bietet diese Flexibilität nicht.

Von individuellen Profilen zu Verhaltensmustern

Die größere Veränderung ist nicht technischer, sondern konzeptioneller Natur. Analytics funktioniert auch ohne lückenlose Nutzerprofile, wenn man die richtigen Fragen stellt. Statt zu wissen, dass ein bestimmter Nutzer gestern auf Deiner Website war, heute über eine Anzeige zurückgekommen ist und morgen vielleicht kauft, geht es darum, Muster zu erkennen.

Welche Customer Journeys führen typischerweise zu Conversions? Welche Inhalte bringen Nutzer zurück auf die Website? Welche Kanäle liefern qualifizierten Traffic, der tatsächlich konvertiert? Diese Fragen lassen sich mit aggregierten Daten beantworten. Moderne Analytics-Systeme nutzen Machine Learning, um aus diesen Mustern Vorhersagen zu treffen, ohne einzelne Nutzer langfristig zu verfolgen.

Das ist kein Kompromiss, sondern oft der bessere Ansatz. Individuelle Profile waren immer unvollständig und fehleranfällig. Nutzer wechseln Geräte, löschen Cookies, nutzen private Browsing-Modi. Pattern Recognition auf aggregierter Ebene ist robuster und liefert aussagekräftigere Insights für strategische Entscheidungen.

Was das für Unternehmen in Deutschland bedeutet

Deutschland ist hier in einer besonderen Situation. Die DSGVO setzt strenge Grenzen, die Datenschutzbehörden prüfen genau, und Nutzer sind sensibler als in vielen anderen Märkten. Gleichzeitig wächst der Druck, datengetrieben zu arbeiten. Marketingbudgets müssen sich rechtfertigen, Conversions müssen messbar sein, Customer Experience muss optimiert werden.

Die Antwort liegt nicht darin, die Anforderungen runterzuschrauben, sondern in Tools, die beide Seiten ernst nehmen. Server-Side Tracking mit First-Party Daten, durchdachte Consent-Management-Systeme und Analytics-Plattformen, die von Grund auf für den europäischen Markt gebaut wurden, sind keine theoretische Zukunft. Sie sind bereits verfügbar und im Einsatz.

Wer jetzt umstellt, verschafft sich einen Vorteil. Die Datenqualität verbessert sich, das Risiko rechtlicher Probleme sinkt, und das Vertrauen der Nutzer steigt. Es ist ein Investment, das sich langfristig auszahlt.

Fazit: Analytics neu gedacht

Das Ende der Third-Party Cookies ist kein Rückschritt, sondern eine überfällige Korrektur. Es zwingt die Branche, Tracking-Methoden aufzugeben, die nie wirklich im Interesse der Nutzer waren, und auf nachhaltigere Ansätze umzusteigen. First-Party Daten, Server-Side Tracking und Pattern Recognition sind nicht nur DSGVO-konform. Sie sind auch technisch robuster und liefern bessere Insights.

Die Unternehmen, die jetzt handeln, positionieren sich für eine Zukunft, in der Datenschutz und präzise Analytics keine Gegensätze mehr sind.

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